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Die «Aufwertung» der Hausarztmedizin

Dr. med. John van Limburg Stirum

Immer wieder war gesundheitspolitisch von einer Besserstellung der Basisversorgung / Hausarztmedizin gegenüber den Spezialisten die Rede.

2015 war es endlich so weit. Eine neue Abrechnungsziffer, die 00.0015, wurde ins leben gerufen. Diese gestattet dem Hausarzt einen Zuschlag von umgerechnet ca CHF 10.- pro Konsultation in Rechnung zu stellen. Soweit so gut... auf den ersten Blick.

ABER

Diese Abrechnungsmodus übervorteilt die sog. «5min. Medizin». Interessanterweise profitieren just die Ärzte, die am meisten die Patienten «durchschleusen». 40 Patienten pro Tag bedeutet 40x 10 Franken. 15 Patienten pro Tag mit der entsprechenden Zuwendung bedeuten 15x 10 Franken. Somit wird die Qualität umgekehrt proportional honoriert! Rein statistisch sind diese zwar die «Lieblinge» der Krankenkassen, ob diese auch die beste medizinische Versorgung anbieten sei mal dahingestellt. Je komplexer und chronischer das Krankheitsbild, umso weniger sind solche Kurzkonsultationen geeignet. Vor allem auch dann, wenn es nicht nur um eine Rezeptausstellung geht, sondern um den Patienten zu informieren und instruieren, wie er selber besser zu sich schauen und zum Heilungsprozess selber beitragen kann. Mit anderen Worten wird die anspruchsvollere Medizin schlechter honoriert.

ABER NICHT GENUG...

In der ganzen Schweiz wird über die sich verschlechternde Grundversorgung berichtet. Es fehlt massiv an Hausärzten, vor allem in ländlichen Gegenden. Gott sei dank für die Ärzte aus dem Ausland, welche die Versorgungslücken zumindest teilweise schliessen können.

Nun kommt schon das nächste Problem.

Die ausländischen Diplome für allgemeine Medizin werden zwar anerkannt, aber an Stelle des Facharzttitels für Allgemeine Medizin zu erhalten wird ihnen den Titel des praktischen Arztes zugeteilt. Bedeutung? Unter diesem Titel sind die Aerzte nach dem Tarmed massiv in der Abrechnung benachteiligt. Die einzige Haupt-Positionen, welche abgerechnet werden dürfen ist die Konsultation und die Vorbesprechung. Eine Untersuchung? Nein! Eine ärztliche Beratung? Nein! Eine psychologische Begleitung? Nein!  Instruktion von Selbstmessungen, Selbstbehandlungen? Nein!

UND

Die ärztliche Leistung wird zudem um 7% abgewertet!
Obwohl die meisten Ärzte eine mindest so gute Ausbildung - und manchmal sogar bessere (!) - haben wie viele Kollegen der FMH Allgemeinmedizin!

DIE FOLGEN...

Bereits die ersten Kollegen - Praktische Ärzte - haben Ihre Praxis auf Grund dieser Missstände geschlossen. Die Grundversorgung wird zunehmend prekär und die Ausübung des Medizinalberufes in der Schweiz wird weiter an Attraktivität einbüssen.

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