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Selen

Selen wurde bekannt durch die Intoxikationen in Gebieten mit sehr hohen Konzentrationen in den Böden. Noch heute ist dadurch der Respekt vor der Giftigkeit von Selen größer als die Beachtung seiner wichtigen physiologischen Funktion.

Funktion und Wirkung

Antioxidative Wirkung: Das Spurenelement Selen ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Enzyms Glutathionperoxidase, welches in Körperzellen Peroxide, aus denen Radikale entstehen können, abbaut. Diese Peroxide entstehen z.B. durch äußere Einflüsse wie Umweltgifte, Strahlungen, Rauchen usw., aber auch durch körpereigene Stoffwechselvorgänge.

Immunsystem: Selen schein auch die Antikörperproduktion, besonders die Immunglobuline stimulieren zu können. Auch die Bildung von Gamma-Interferon und des Tumor-Nekrose-Faktors unter Selen wird diskutiert.
Neuere Untersuchungen scheinen zu zeigen, daß Selen die Aktivität von körpereigenen Killerzellen aktiviert. Diese Wirkung wird jedoch bei einer Überdosierung umgekehrt.

Schilddrüsenhormon: Für die Umwandlung und Aktivierung der Schilddrüsenhormone ist das Enzym Typ-I-Jodthyronin-5-Dejodase zuständig, welches wiederum von Selen abhängig ist.

Ursachen von Mangelzuständen

Etwa 70 % der deutschen Bevölkerung nehmen zuwenig SeIen zu sich. Die durchschnittliche tägliche Zufuhr beträgt bei Frauen 38 µg und bei Männern 47 µg. Die Aufnahme liegt damit deutlich unter 1 µg Selen pro kg Körpergewicht pro Tag, die vom US National Research Council empfohlen wird.

Durch die sehr stark schwankenden Bodenkonzentrationen von Selen (sehr hohe Konzentrationen z.B in North Dakota, sehr niedrige in den Alpenländern) kommt es zu sehr unterschiedlichen Selenzufuhrmengen in den einzelnen Ländern. Mitteleuropa, Skandinavien, China und Neuseeland gelten als »Selenmangel-Risikoländer«.
Zu den Risikogruppen, die insbesondere von einem Selenmangel bedroht sind, gehören strenge Vegetarier, Schwangere, stillende Mütter, junge Frauen mit Hypermenorrhö und Alkoholiker. Andere Ursachen für Defizite an Selen sind Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes, die die Resorption vermindern, und Nierenkrankheiten mit erhöhten Proteinverlusten sowie einer totalen parenteralen Ernährung, deren diesbezügliche Auswirkungen gründlich untersucht wurden.

Folgen von Mangelzuständen

Ein reiner Selenmangel führt im Wesentlichen zu biochemischen und metabolischen Veränderungen. Klinische Symptome entwickeln sich langsam und sind im Allgemeinen mild. Dennoch kann es durch eine nachlassende Aktivität der Glutathionperoxidase zu Störungen der antioxidativen Schutzmechanismen kommen. Die Folge ist eine erhöhte Belastung mit Peroxiden und Radikalen und somit eine erhöhte Gefährdung durch Erkrankungen wie z.B. Atherosklerose, verschiedene Krebskrankheiten, chronische Polyarthritis, multiple Sklerose, Parkinson-Syndrom und Katarakt. Bei einem bereits bestehenden Selenmangel kann das Einwirken weiterer Faktoren wie Mangel an Vitamin E oder Proteinen, Virusinfektionen, Kanzerogene oder Schadstoffe zu ausgeprägten Symptomen führen. Das klinische Bild eines Selenmangels äußert sich in Pseudoalbinismus mit Aufhellungen von Haut und Haaren, in Muskelschwäche und Veränderungen des Myokards. Die bislang einzige Selenmangelkrankheit, die beim Menschen unter natürlichen Bedingungen entsteht, ist die sogenannte Keshan­Krankheit. Sie wurde erstmals bei Kindern im Alter unter 15 Jahren und Schwangeren in der chinesischen Provinz Keshan beobachtet, die aufgrund geologischer Gegebenheiten einen extrem schlechten Selenstatus hatten. Der Mangel führte über eine erniedrigte Aktivität der Glutathionperoxidase in den Erythrozyten zu einer vermehrten Hämolyserate und im Folgenden zu Veränderungen und Degeneration von Herz- und Skelettmuskulatur.

Überdosierung

Die Aufnahme von mehr als 750 µg SeIen pro Tag über längere Zeit fährt zu einer chronischen Vergiftung. Deren Symptome sind Selenschnupfen, Veränderungen der Fingernägel, trockene schuppende Haut, Haarausfall, Erbrechen und Durchfälle, metallischer Geschmack im Mund und knoblauchartiger Geruch des Atems, Rötung und Schwellung der Haut sowie Gerinnungsstörungen. Beim Einatmen von Selendämpfen kommt es zu Bronchopneumonien und Lungenödem. Um das Auftreten toxischer Wirkungen sicher zu verhindern, wird empfohlen, die orale Zufuhr bei Erwachsenen auf maximal 5 µg Selen pro kg Körpergewicht und Tag zu begrenzen; das entspricht einer täglichen Aufnahme bis zu 350 µg.

Vorkommen in Nahrungsmitteln

Deutschland ist ein ausgesprochenes Selenmangelgebiet. Die Böden sind äberwiegend selenarm, sodass sowohl Pflanzen als auch Tiere wenig Selen aufnehmen und speichern können. Die Gründe dafür sind zum einen geologische Gegebenheiten und zum anderen zivilisatorische Einflässe: Schwermetalle bilden mit dem Seien schwerlösliche Verbindungen, die von den Pflanzen nicht aufgenommen werden können, und der sogenannte saure Regen führt zu einer Ausschwemmung von Selen aus den Ackerböden.

Die wichtigsten Quellen für Selen sind hierzulande Fleisch und Wurstwaren sowie Hühnerfleisch und Eier.
Der Grund dafür: Dem Kraftfutter der Tiere wird Selen zugesetzt, um vor allem Schweine und Hühner gegen Stress resistent zu machen. Relativ gute Lieferanten sind Fisch und Fischwaren, während Brot, Backwaren und Teigwaren deutlich weniger, Obst und Gemüse sehr wenig Selen enthalten.

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SELEN-GEHALT VERSCHIEDENER NAHRUNGSMITTEL in ug/g

Weizen aus USA 9.5
Sesamsamen 6.5
Niere 1.7
Steinpilze 1.5
Fische 1.25
Hafer 0.91
Leber 0.45
Datteln 0.41
Hartweizen (Vollkorn) 0.35
Muskelfleisch 0.25
Knoblauch 0.28
Champignons 0.21
Roggenbrot 0.15
Weizenmehl (Vollkorn) 0.15
Spargeln 0.15
Speisepilz 0.12
Eier 0.11
Haferflocken 0.08
Quark 0.05
Gemüse 0.02
Vollmilch 0.01
Obst (frisch) 0.01
Zucker 0.003

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