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Freie Radikale

Unser Leben beruht auf einer unüberschaubaren Fülle von chemischen Reaktionen. Interessanterweise liefert unser Körper mit seinem wässerigen Milieu, niedrigem Druck und tiefen Temperaturen äusserst ungünstige thermodynamische Voraussetzungen für chemische Prozesse, so dass alle Reaktionen "künstlich" beschleunigt werden müssen. Diese Aufgabe erfüllen unsere Enzyme (Katalysatoren) und die freien Radikale. Freie Radikale werden auch als Oxidantien oder Oxidationsmittel bezeichnet, was in der Chemie nichts anderes bedeutet, als dass sie in der Lage sind, von anderen Atomen und Molekülen, Elektronen aus ihrer Atomhülle zu entreissen. Diese Eigenschaft liefert nicht nur die notwendige Energie für unseren Stoffwechsel (in diesem Sinne sind freie Radikale auch "gesund" und notwendig!), sie birgt gleichzeitig eine Gefahr. Unkontrolliert können sie unser Gewebe angreifen und zerstören. Das Immunsystem, bei der Vernichtung von Bakterien, macht übrigens nichts anderes! Die Natur hat aber wieder vorgesorgt und uns potente Gegenspieler ("Antioxidantien") dieser freien Radikalen zur Verfügung gestellt:

Antioxidantien (Beispiele)

Enzymatische

Superoxid-Dismutase
Glutathion-Peroxidase
Reduziertes Glutathion
Katalasen

Nicht-enzymatische

Vitamin A
Vitamin C
Vitamin E
Bioflavonoide (Farbiges Obst & Gemüse!)

Radikal-Quellen

  • Energiegewinnung der Zelle (physiologische Quelle)
  • Immunabwehr (physiologische Quelle)
  • Bestrahlungs-Therapie
  • Chemotherapie
  • Chronischer Stress
  • Industrielle verarbeitete Nahrung, Fast Food
  • eistungssport
  • Rauchen
  • Schwermetalle
  • Umweltbelastungen
  • UV-Licht

BEISPIELE RADIKALISCHER REAKTIONEN

Zelltod
Zellmembranen bestehen aus ungesättigten Fettsäuren. Fette sind, wie wir aus der Küche alle wissen, besonders anfällig für das Ranzigwerden. Dieser Vorgang ist nichts anderes als die Reaktion mit Sauerstoff oder "Oxidation". Normalerweise schützt sich die Zelle durch die obengenannten Radikalfänger. Reichen sie aber nicht aus, bzw. ist die Attacke der freien Radikalen zu mächtig, können die ranzigen Fettsäuren ihre Funktion nicht mehr erfüllen, werden starr und zerfallen. Die Zelle versucht, sich dem zu widersetzen, indem sie in die Membran ein natürliches Antioxidans, nämlich das Cholesterin, einlagert. Geht der oxidative Angriff weiter, werden zusätzliche giftige Stoffe erzeugt (Malondialdehyd), die die Zellmembran weiter schädigen, bis die Zelle zu Grunde geht.

Arteriosklerose
Fette in der Blutbahn unterliegen auch einem oxidativen Stress, werden ranzig und müssen vom Aufräumdienst (sog. Makrophagen, die „grossen Fresser") entfernt werden. Die vollgefressenen Makrophagen verwandeln sich in fettige „Schaumzellen" (Abb. links) und werden in die Gefässwände eingelagert. Damit beginnt einer der Wege zur Arteriosklerose.

Altershaut
Radikale zerstören Zellmembranen, Kollagen und an Wasser gebundene Hyaluronsäure, die unsere Haut glatt halten soll. Die Folge ist eine schnelle Alterung und eine kosmetisch unschöne, schnelle Entwicklung einer Altershaut (RaucherInnen!). So ist auch die beschleunigte Alterung der Haut bei verstärkter Sonneneinstrahlung zu erklären. Unser Erbmaterial wird durch die UV-Strahlung angegriffen.

Krebs
Fast alle Substanzen, die Krebs auslösen, sind Oxidantien. Das heisst, alle freien Radikale wirken krebsfördernd oder schaffen die Voraussetzung für den Krebs. Sie sind nämlich in der Lage, das fein ausgewogene System von entscheidenden Enzymen, die die Zellteilung regulieren, zu stören und eine Zellvermehrung in Gang zu setzen. Zudem verschliessen sie die für die Zellkommunikation notwendige „gap junctions" und verunmöglichen damit, dass die Zellen erfahren können, wann genug Wachstum erfolgt ist. Sie teilen sich ungehindert und unkontrolliert weiter. Radikale können aber auch das Erbgut, die DNA in den Chromosomen schädigen und Krebsgene aktivieren. Anfällig dafür sind vor allem bereits durch Viren veränderte Zellen (Herpes-simplex, Papillom, Ebstein-Barr u.a.m.). Täglich verzeichnet jede Zelle durchschnittlich 10'000 Radikaltreffer an der DNA. Hier können Antioxidantien nicht nur die Trefferquote reduzieren, sondern andere wie Selen, Vitamin E noch aktiv bei der Reparatur mithelfen.

Das Immunsystem
Radikale sind Werkzeuge des Immunsystems. Immunzellen wie die Makrophagen und Leukozyten sind vollbepackt mit Sauerstoffradikalen, die sie dazu einsetzen, nach der Aufnahme von Bakterien und Viren, Fremdkeime zu zerstören und zu verdauen.

Sind die weissen Blutkörperchen einmal vollgefressen, zerfallen Sie und geben ihr reichhaltiges Innenleben frei (sog. physiologische Leukozytolyse). Damit werden weitere Immunzellen angelockt und ein Kreislauf in Gang gesetzt, der sehr effizient arbeitet. Kann aber die Notbremse nicht durch die vielfältigen Regelkreise gezogen werden, besteht die Gefahr, dass durch die Anhäufung der Leukozyten auch Bindegewebe, Kollagen u.a.m. zerstört und auf diese Weise chronische Entzündungen ausgelöst werden, wie Rheuma, Colitis, Lupus und anderen Autoimmunerkrankungen.
Das weisse Blutkörperchen links ist beladen mit freien Radikalen

ANTIOXIDANTIEN
Alle Antioxidantien müssen gleichzeitig in ausreichenden Mengen vorhanden sein, denn sie regenerieren sich gegenseitig (Recycling) und erleichtern den Arbeitsaufwand des jeweils anderen, ohne sich gegenseitig ersetzen zu können. Ohne Regeneration werden die Antioxidantien in kürzester Zeit selbst zu freien Radikalen. Der wichtigste Schauplatz der freien Radikalen ist die Leber als Entgiftungsorgan. Ein Glück, dass dieses Organ ein ausserordentliches Regenerationspotential aufweist.

Glutathion
Dieses Eiweiss, bestehend aus den 3 Aminosäuren Cystein, Glutamin und Glycin, neutralisiert nicht nur freie Radikale, sondern schützt vor energiereichen Strahlen (UV, Radioaktivität) und scheidet die unterschiedlichsten Giftstoffe aus dem Körper aus. Das aktivierte ("reduzierte") Glutathion koppelt sich an toxische Substanzen und macht sie unschädlich. Glutathion ist in grossen Mengen in unserem Darm vorhanden, da hier besonders viele Stoffe, die mit der Nahrung eindringen, neutralisiert werden müssen. Gewisse Nahrungsmittel erhöhen den Glutathiongehalt im Körper: Zitrusfrüchte (Zitrone, Apfelsine, Mandarine), Kohlgemüse, Knoblauch, Zwiebeln.

Vitamin C
Der Mensch und das Meerschweinchen haben eines gemeinsam. Sie sind nicht in der Lage, Vitamin C selber herzustellen. So sind wir auf die Aufnahme von Ascorbinsäure mit der Nahrung angewiesen. Der Bedarf ist gross. Vitamin C und E arbeiten Hand in Hand, da sie sich gegenseitig regenerieren.

Wirkung von Vitamin C

  • Immunsystem stimulierend
  • Neutralisiert Krebsauslöser wie Nitrate
  • Verringert die schädliche Wirkung von Cortisol auf das Gewebe
  • Hilft der Leber, Alkohol zu entgiften
  • Ermöglicht die Produktion von lebensnotwendigen Hormonen wie Adrenalin und Dopamin
  • Entfernt Schwermetalle aus dem Körper
  • Erleichtert die Eisenaufnahme im Darm
  • Säubert arteriosklerotische Plaques in den Gefässwänden
  • Bekämpft Allergien
  • Fördert die Fruchtbarkeit der männlichen Spermien

Resorption vermindert

  • Rauchen
  • Aspirin
  • Antibabypille

Bedarf erhöht (Vitamin C Bedarf bis >20-fache erhöht!)

  • Psychologischer Stress
  • Infektionskrankheiten

Vitamin E
Dieses Vitamin ist als Radikalfänger gut geeignet, da es fettlöslich ist und sich damit gut in die Zellmembranen schützend einnisten kann. Die von der WHO veranlasste Monica-Studie fand heraus, dass Europäer grosse Vitamin E Mängel aufweisen. Zellschutz ist nicht ausreichend vorhanden, wodurch krankhafte Veränderungen (Arteriosklerose usw.) ausgelöst werden können. Ausserdem werden die Zellen bei Mangel an Vitamin E nicht genügend mit Sauerstoff versorgt, insbesondere die hochaktiven Organe Herzmuskel, Leber und Gehirn. Auch die Blutgefäss-Elastizität und die Biegsamkeit der roten Blutkörperchen sind vermindert, die Gefässe verengen sich leichter und die Thromboseneigung nimmt zu. Gute Quellen von Vitamin E sind Weizenkeimöl, Maiskeimöl, Erdnussöl, Safloröl. Daneben sind empfehlenswert: Olivenöl, getrocknete Sojabohnen, Hefe, Roggen, Weizen, Hafer, Maiskörner, Kohlrabi, Blumenkohl, Rosenkohl, Karotten, Erbsen, frische Paprika, Spinat, Spargel, Fleisch vom Rind, Schaf, Kalb, Schwein. Rotbarsch, Katfisch, Makrelen, Eier, Butter, Käse, Obst mit Schale wie Äpfel, Birnen, Oliven, Avocado, Brombeeren.

Vitamin A
Ein Defizit dieses Antioxidans wird immer häufiger angetroffen. Vitamin A ist aber nicht nur gegen die freien Radikale wichtig, sondern auch notwendig für eine gesunde Sehfunktion. Bildschirmarbeiten, nächtliches Fernsehen u.a.m. verbrauchen grosse Mengen an Vitamin A. Früher dienten die Nachtstunden der Erholung dieses Vitamins. Vitamin A ist auch ein natürlicher Gegenspieler der Schilddrüsenhormone, damit sie nicht überschiessen.

Leider zerstört das Rauchen aber auch das immer häufiger in der Nahrung vorkommende Nitrat Vitamin A.

Vitamin A stimuliert das Immunsystem, dichtet Membrane ab, regeneriert Sinneszellen der Ohren (hohe Töne werden wieder besser wahrgenommen) und stärkt die Haare.

Coenzym Q 10
Q 10 wird in den Verbrennungsöfen der Zellen, den Mitochondrien benötigt, damit die eingeschleusten Fettsäuren zu Energie umgewandelt werden. In dieser Funktion sorgt dieses Enzym für den effizienten Einsatz der freiwerdenen Elektronen und schützt damit indirekt vor weiterer Radikalbildung.

Beta-Carotin
Durch Zufall wurde in einer grossen amerikanischen Studie herausgefunden, dass die prophylaktische Einnahme von 50 mg Beta-Carotin das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall um etwa 50% senkt.

Quellen: Tomaten, Karotten, Spinat, Grünkohl, Mango, Melonen, Chicorée, Aprikosen

Selen
Spurenelemente wie Selen werden benötigt, um enzymatische Antioxidantien, wie die Glutathion-Peroxidase, zu aktivieren. Mit dem sauren Regen schreitet die Entmineralisierung unserer Ackerböden fort und damit erleiden wir automatisch auch Mängel lebenswichtiger Spurenelemente, zu denen auch Selen gehört. Es wird zudem für die Entgiftung von Schwermetallen gebraucht, allen voran von Quecksilber, aber auch von Blei oder Cadmium.

Selen-Quellen sind Getreide, Hülsenfrüchte, Erbsen, Knoblauch, Zwiebeln, Pilze, Eier und Fisch.

Selen-Mangel kann sich äussern in einer dauernden Müdigkeit und Hitzeempfindlichkeit. Krankheiten, die mit Selenmangel in Verbindung gebracht werden sind Immunstörungen, Rheuma, Herzinfarkt, Arteriosklerose, Leberveränderungen, Muskelerkrankungen, Alkoholschädigungen, Bauchspeicheldrüsenentzündungen, Diabetes, Darmerkrankungen und der grüne und graue Star.

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